Dr. Andrea Scholten
Was hast Du in Clausthal studiert?
Ich habe Materialwissenschaft und Werkstofftechnik mit dem Schwerpunkt Kunststoffe studiert.
In welchem Fachgebiet hast Du promoviert, und worüber hast Du geforscht?
Ich habe im Fachgebiet Materialwissenschaft mit dem Schwerpunkt Kunststoffe promoviert. Meine Doktorarbeit befasst sich mit dem Einsatz eines Reststoffs aus dem Papierrecycling als Füllstoff für thermoplastische Kunststoffe.
Wie sieht Dein aktueller Job aus?
Ich bin aktuell Entwicklerin und Anwendungstechnikerin bei einem Unternehmen, dass Blasfolien aus Polyethylen herstellt. Meine Aufgaben sind unter anderem die Entwicklung neuer Stretchfolien für die Ladeeinheitensicherung, die Rezepturerstellung, Erprobung von Materialalternativen und Unterstützung der angrenzenden Abteilungen bei technischen Themen.
Hattest Du einen Auslandsaufenthalt im Studium oder in der Promotionszeit?
Nein, ich war lediglich auf zwei Tagungen im Ausland: Einmal in Frankreich und einmal in Österreich.
Hast Du Dich nebenher (ehrenamtlich) engagiert?
Ich war schon mein ganzes Studium über in der Fachschaft, der Studienkommission und dem Fakultätsrat der Fakultät 1 tätig. Während des Promotionsstudiums war ich Teil der Promovierendenvertretung.
Hast Du an überfachlichen Weiterbildungsangeboten teilgenommen?
Da ich am PuK eine Landesstelle innehatte und dadurch auch Lehrveranstaltungen mitbetreut habe, habe ich am hochschuldidaktischen Zertifikatsprogramm vom ZHD teilgenommen. Ich war außerdem interne Auditorin für unser Prüflabor und habe mich hierzu zusammen mit einem Kollegen extern fortgebildet.
Welche Sprachkenntnisse brauchst Du heute im Job?
Deutsch und Englisch. Wir haben zwar eine französische Niederlassung, aber bei uns im Unternehmen spricht fast niemand Französisch, sodass die Kommunikation in gebrochenem Deutsch und Englisch läuft.
Hast Du während der Ausbildungszeit bereits Praxiserfahrung gesammelt?
Ich habe während des Studiums mehrere Praktika gemacht. Lustigerweise war ich mir nach meinem ersten Praktikum sicher, nie im Leben etwas mit Blasfolien machen zu wollen. Jetzt bin ich schon in der zweiten Firma, die Blasfolien produziert. Man kann seine Meinung im Laufe des Studiums also durchaus noch ändern.
Wovon konntest Du im Job am meisten profitieren?
Ich profitiere am Meisten von der strukturierten und eigenständigen Arbeitsweise, die ich während des Studiums und der Promotion gelernt habe. Außerdem hilft es ungemein, wenn man ein gutes "technisches Bauchgefühl" hat. Dann muss man sich nicht in jeden Sachverhalt ins Detail einarbeiten, sondern ist schnell entscheidungsfähig. Natürlich gibt es immer wieder Themen, die man sehr genau betrachten muss, aber häufig reicht es, wenn man weiß "X ist besser als Y" oder "Wenn ich von A mehr nehme wird Wert B größer".
Was brauchst Du heute im Job, was Du nicht im Studium/während der Promotion gelernt hast?
Viele fachliche Details sind so unternehmens- oder branchenspezifisch, dass man sie im Studium gar nicht erlernen kann, während man vieles, was man im Studium erlernt hat, im Alltag nicht braucht. Ich erinnere mich noch genau an meinen Einstieg bei meinem ersten Arbeitgeber: Der Kollege, der mich eingearbeitet hat, war seit 30 Jahren im Unternehmen und hat mit Materialbezeichnungen und Fachbegriffen um sich geworfen, die ich noch nie zuvor gehört hatte. Ich wusste was ein LDPE und ein LLDPE war, aber er wechselte im Gespräch munter zwischen den unternehmensinternen Rohstoffnummern und den Produktnamen der Hersteller hin und her. Jeden Tag habe ich etwas mehr verstanden, aber ich glaube selbst nach der Probezeit war ich noch nicht komplett trittsicher.
Gibt es etwas, was Du unseren Absolvent:innen mit auf den Weg geben möchtest?
Sucht euch euren Weg und probiert auch mal etwas anderes aus. Wichtig ist, dass ihr mit eurem Job glücklich seid, denn ihr verbringt im Regelfall in der Woche mehr wache Zeit auf der Arbeit, als ihr Freizeit habt. Wenn ihr nicht (mehr) glücklich seid, tut etwas dagegen. Das Gras ist erfahrungsgemäß woanders nur auf den ersten Blick grüner, aber trotzdem heißt das nicht, dass ihr ein Leben lang in einem Job/Unternehmen bleiben müsst, in dem ihr euch nicht wohlfühlt.